dimanche 1 novembre 2009

Allerheiligen

Der 1. November ist das Fest aller Heiligen. Heilige sind in unserer Zeit aus der Mode gekommen. Viele Zeitgenossen sehen in ihnen abgehobene Sonderlinge, weltfremde Narren oder heldenhafte Übermenschen. Alles nicht auf unserer Wellenlänge!?

Es lohnt, sich mit dem Leben "heiliger" Frauen und Männer auseinander zu setzen. Hinter frommen Legenden entdecken wir Menschen, die durchaus Ecken und Kanten hatten, die zweifelten und fehlten, die strauchelten und fielen. Wie wohl wir alle!

Was zeichnet Heilige aus? Sie gehen mit offenen Sinnen durchs Leben. Sie orientieren sich an Werten und Idealen. Sie geben sich nicht ab mit faulen Kompromissen. Sie nennen Unrecht und Lüge beim Namen. Sie lassen sich nicht kaufen und verzichten auf ungerechtfertigte Privilegien. Sie setzen sich ein für Arme und Unterdrückte. Sie lassen sich nicht unterkriegen durch Pannen, Fehler und Niederlagen, Sie pflegen die Gabe der Souveränität und des Humors. Sie sprengen immer wieder die Grenzen des Hier und Jetzt. Sie schaffen es, über sich selbst hinaus zu wachsen und andere zu be-geistern.

Solche Frauen und Männer lassen grenzenlose Liebe und unendliche Freiheit erahnen. Sie erleben und vermitteln eine neue Welt des Lebens und des Lichts, der Freiheit und der Geschwisterlichkeit. Sie sind somit ein Segen für sich und für andere. In der Sprache der Religionen sind sie Gottesmittler.

Wenn wir an Allerheiligen und Allerseelen an den Gräbern stehen, denken wir an viele Verwandte und Freunde, die in ihrem Leben diesem Anspruch der "Heiligkeit" verpflichtet waren. Die meisten ohne Anmassung, in grosser Einfachheit und Bescheidenheit. Wir dürfen uns freuen über diese "Ahnen", die uns ein stolzes Erbe übertragen.

Und somit führt das Fest aller Heiligen uns zurück zu uns selbst. Auch unsere heutige Welt ist angewiesen auf das stille Wirken vieler "kleiner" Heiligen, die nicht wegsehen und sich mit allem abfinden, die fair und kritisch werten, die offene Worte der Wahrheit und des Trostes finden, die Hand mit anlegen, die Freude ausstrahlen und die Hoffnung nicht aufgeben.

Ich weiss, dies liegt durchaus auf unserer Wellenlänge. Und deshalb wünsche ich uns allen ein frohes Fest "Aller-Heiligen".

Mill Majerus
Bulletin de la Ligue du Coin de Terre et du Foyer, Novembernummer 2009