Bravo, Andy Schleck!

Mit ihm freut sich Luxemburg. Und mit ihm identifizieren sich - ein Stück weit wenigstens - wohl viele von uns. Das hat mit Emotionen zu tun. Wir finden es schön, dass die Schleck Brüder nicht nur das eigene Prestige und das eigene Einkommen im Auge haben (dass sie dies auch tun, kann wirklich niemand ihnen verdenken). Sie "fahren für Luxemburg¨, um Frank Schleck zu zitieren. Und da sind wir mit gemeint und dürfen uns auch mit freuen. "Mir sinn houfreg!"

Kleine Länder haben nicht gar so viele grosse Helden zum Vorzeigen. Menschen, die mit ihren Leistungen über unsere engen Grenzen hinweg Aufsehen erregen. Stars, die man auch in den Titelnews der internationalen Medien findet.

Brauchen wir Menschen wie Andy Schleck? Was bringen sie ausser tollen Emotionen?

Im Freundeskreis haben wir heute überlegt, welche unzähligen Mühen und Plagen hinter der Performance von Andy Schleck stehen. Harte Plackerei, beständig an die Grenzen gehen, den inneren Schweinehund überwinden, auf ungezählte Annehmlichkeiten verzichten, immer im Kreuzfeuer der Kritik stehen, schwierige Entscheidungen, wenig Privatsphäre...

Toll, wenn Menschen aus unserer Mitte in sehr unterschiedlichen Bereichen in jeweils der ersten Liga mitmischen. Dies gilt nicht nur im Radsport. Über andere Luxemburger Sportler/innen, die international auf hohem Niveau mithalten, wird seltener berichtet. Topakteure haben wir zudem nicht nur im Sortbereich. Luxemburger/innen zeichnen sich weltweit aus in der Wirtschaft, in der Kultur, in der Medizin, in der Forschung - ja, auch in der Politik. Auch unser "Jean-Claude National" hat es in sich!

Sie alle brauchen Intelligenz, Fleiss, Engagement, Teamgeist und im hohen Mass Selbstdisziplin.

Damit wären wir dann zuletzt auch wieder bei uns selbst - den "kleinen Helden des Alltags". Die Schlecks und sonstigen Stars dürfen nicht zur Droge werden, die uns von uns ablenkt. Uns, den täglich geforderten Müttern und Vätern, Lehrern und Richtern, Handwerkern und Beamten, Bauern und Journalisten...

Ich wünsche uns, dass der Glanz unserer Helden etwas Licht und Mut in unsere bescheidenen Hütten bringt. Dann erst hat der tolle zweite Platz bei der Tour uns allen wirklich etwas gebracht.

Schoos, 25, Juli 2010.

Mill Majerus