mercredi 9 septembre 2009

"Sex ist das Vorrecht der Jugend!"

Schade, lieber Udo Jürgens, dass gerade Sie einen kostbaren Anspruch der Senioren vehement in Frage stellen (cf. Spiegel ONLINE Nachrichten). Gerade Sie, weil sie in vielen Ihrer Beiträge gewissermassen das Hohelied der Liebe zelebriert haben und viele von uns zu begeistern wussten.

Sex ist keineswegs das Vorrecht der Jugend! Untersuchungen belegen eindeutig, dass Frauen und Männer sich bis ins hohe Alter hinein Sex wünschen. Wie die Menschen anderer Generationen auch koppeln sie an diesen Wunsch Erwartungen von Wärme, Zuneigung, Anerkennung, Freude, Lust, Aufleben und Grenzen sprengen. Es ist erwiesen, dass es Seniorinnen und Senioren, die ihre sexuellen Bedürfnisse verwirklichen dürfen, besser geht, dass sie erfüllter sind, sich seelisch wohler fühlen, weniger kränkeln, seltener auf Medikamente zurückgreifen. Wichtige Hinweise dafür, dass ein frohes Sexualleben die physische und psychische Gesundheit födert. In jedem Alter, verehrter Udo Jürgens.

Schade, dass Sie Ihr Prestige nun einbringen, um entwürdigende Tabus zu verstärken, dort Angst- und Schuldkomplexe zu knüpfen, wo Worte feinfühliger Ermutigung angebracht wären. Mit der reichen Erfahrung seiner 75 Jahre und mit der tollen Gabe des grossen Künstlers würden wir Udo Jürgens weniger als Moralapostel der grauen Panther, denn als Botschafter einer frohen Liebes- und Sexualkultur brauchen.

Weiss Gott, dass viele eine solche Botschaft bitter nötig haben: Einsame, Vernachlässigte, Verbitterte, Griesgrämige, Enttäuschte, Missbrauchte, Vergewaltigte... Darunter Millionen von Älteren und Alten, die ihr Leben lang im Bereich der Liebes- und Sexualkultur sich selbst überlassen blieben oder mit sexualfeindlichen Sprüchen abgespeist wurden. Nötig haben die positive Botschaft aber auch alle, die Seniorinnen und Senioren begleiten, beraten, umsorgen und pflegen. Da, Udo Jürgens, wäre ein tolles, den Einsatz lohnendes Arbeitsfeld!

Heute denken wir in Luxemburg an eine "Grande Dame", die vor zehn Jahren mit ihrem Ehemann zusammen tödlich verunglückte: Frau Dr. Marie-Paule Molitor-Peffer, medizinische Direktorin und Präsidentin des "Planning Familial". Sie war die kompetente, sensible und sehr mutige Botschafterin einer erfüllten und frohen Sexualität für alle. Von ihr, werter Udo Jürgens, könnten wir beide noch viel lernen!

Luxemburg, 9. September 2009.

Mill Majerus

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