mardi 22 septembre 2009

"Time Out" für Altenheimleiter

Ab Donnerstag tagen in Luxemburg 360 Altenheimleiter und Altenheimleiterinnen aus rund 20 europäischen Ländern. Dabei werden sehr ernsthafte Themen von namhaften Experten ins Gespräch gebracht: Ansprüche pflegebedürftiger Senioren, fachlich korrekte Betreuung von Menschen mit dementiellen Erkrankungen, Qualitätssicherung in den Einrichtungen, Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter, Finanzierung einer qualitativ hochwertigen Versorgung, Konzepte einer europäischen Seniorenpolitik...

Wer das inhaltlich anspruchsvolle Tagungsprogramm durchbättert, mag sich über das Kongressthema "Time Out" wundern. Den Begriff verbinden wir eigentlich kaum mit harter Konferenzarbeit. Wir denken eher an Pause, Abstand und Erholung. "Time Out", die Zeit, die wir uns gönnen, um "kurz mal auszusteigen". Nicht nur zum Rasten und Ruhen, sondern auch um auf Distanz zu gehen, den kritischen Überblick zu haben, die Dinge neu zu ordnen, vielleicht um von daher auch notwendige Kurskorrekturen in die Wege zu leiten.

Wenn gestresste Heimverantwortliche das Kongressthema "Time Out" wählen, dann sicherlich auch weil sie mit genau diesem Anspruch - "kurz mal aussteigen" - nach Luxemburg reisen. Damit will frau/man auf die relevanten Sachthemen und die kompetenten Fachleute keineswegs verzichten. Aber das formale und informelle Rahmenprogramm gewinnt an Bedeutung: Freunden begegnen, sich austauschen, gemeinsam feiern, Druck ablassen, Sympathie spüren, einander motivieren...

Die Philosophie des "Time Out" trägt sicher auch dazu bei, die Brisanz der aktuellen Fachthemen zu "hinter-fragen". Worauf kommt es letzlich bei der Betreuung hochbetagter und pflegebedürftiger Mitmenschen an? Worum geht es, und wie können wie diese Ziele am besten erreichen? Kann man - um EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso zu zitieren - die "Würde in der Pflege" mit den gängigen Instrumenten der Qualitätssicherung zuverlässig erfassen? Lässt sie sich mit hohem finanziellem Aufwand wirklich absichern? Fragen, die beim Luxemburger Kongress der europäischen Altenheimleiter gewiss mit anstehen. Dies umso mehr, da die Rahmenbedingungen - Personalschlüssel, berufliche Qualifizierung, finanzielle Ressourcen, Infrastrukturen - in den vertetenen Ländern äusserst unterschiedlich sind. Es sind allerdings auch Fragen, die ohne die unmittelbar betroffenen Senioren und ihren Nächsten nicht zuverlässig beantwortet werden können.

Schön, wenn die Heimleiter und Heimleiterinnen den Gedanken des "Time Out" nach Hause in ihre Einrichtungen mitnehmen. Ein tolles "Mitbringsel" für ihre Mitarbeiter! Vor allem aber auch ein reiches Geschenk für die Menschen, die dort leben. "Time Out", damit man in Seniorenheimen träumen, lachen, weinen, singen, tanzen, lieben und leben darf.

Dann lohnt es, nicht nur alt zu werden, sondern auch alt zu sein!

Schoos, 22. September 2009.

Mill Majerus

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