vendredi 15 mai 2009

Sexologe!?

Als Kandidat bei den Parlamentswahlen am 7. Juni 2009 werde ich häufiger als sonst formell vorgestellt: Name, Familienstand, Ausbildung, Aufgabe… Doch halt! Ausbildung von Mill Majerus? Jurist, Agronom, Pfleger, Ingenieur, Arzt, Lehrer (F/M, selbstverständlich): kommt alles glatt rüber! Aber Sexologe! Dazu noch in einer ernsthaften Partei mit dem groβen C!

Freundliches Grinsen, schalkhafte Kommentare… Was die Leute (potentielle Wähler und angehende Abgeordnete aus den eigenen Reihen) sich jeweils dabei denken, entzieht sich – möglicherweise Dank sei Gott – meiner Kenntnis. Mein Parteifreund Lory behauptet, er möchte lieber nicht zu genau wissen, was denn Sexologen so treiben. Da läuft es einem kalt (oder doch eher prickelnd warm) über den Rücken. Freund Paul sagt, man müsse nicht Sexologe sein, um sich „dabei“ auszukennen. Wobei denn genau, lieber Paul?

Also, da ich ja eher wie ein biederer Opa ausschaue, werden viele gleich richtig vermuten, dass Sexologen (F/M, selbstverständlich) nicht unbedingt sittenlose Sexualprotze (F/M) sind, die mit atemberaubenden Sexual-„Palmarès“ betören sollten / müssten / könnten. Trotz meiner reichen Kinderschar mit einem sehr ausgeglichenem Mädchen-Jungen-Verhältnis sind Sexualkundler, Sexualärzte, Sexualtherapeuten oder Sexualpädagogen auch keineswegs von Berufs wegen stürmischere Liebhaber, potentere Erzeuger oder zärtlichere Eltern. (Eigentlich Schade! Aber bekanntlich tragen auch Schuster nicht immer die tollsten Stiefel; von Pädagogen und ihrer praktischen Erziehungsgabe wollen wir erst gar nicht reden!)

Also: wie kommt frau/man dazu, sich als Sexologe auszugeben? Persönlich habe ich an der „Université Catholique de Louvain“ ein entsprechendes Studium absolviert und mit einer „licence en sciences familiales et sexologiques“ abgeschlossen (entspricht einer französischen Maîtrise, einem deutschen Diplom und einem österreichischen Magister). Unsere Lehrfächer: viel Psychologie, klinische Psychologie, Paarpsychologie, Psychotherapie und Sexualtherapie, Sexualbiologie, Kenntnisse in Sexualmedizin und Psychiatrie, Sexualpädagogik, Familiensoziologie, Demographie, Familienrecht, Sexual- und Familiengeschichte, Sexualethik u.v.a.m. Dazu interdisziplinäre Seminare so wie eine therapeutische Zusatzqualifizierung. Ein multi- und interdisziplinares Studium, das ein erstes Grundstudium voraussetzt. Bei mir war es der Lehrerberuf.

Was „treiben“ Sexologen? Sie begleiten Menschen jeden Alters auf ihrem sexuellen und affektiven Entwicklungsweg. Dass man dabei Sexualität nicht unbedingt mit Genitalität (lies Geschlechtsverkehr) verwechseln darf, liegt auf der Hand. Selbstwertgewühl, Kommunikationskompetenz, Partnerschaftsfähigkeit, Kultur des Genieβens und der Sinn-lichkeit, Liebesglück und Liebeskummer, Erfahrung sexueller Gewalt, Leben schenken, Trauerarbeit leisten: dies sind u.a. Themen die Sexologen in ihrer Bildungs-, Beratungs- und Therapiearbeit „beschäftigen“. Ich versichere, dass der Job spannend, erfüllend und sehr aufreibend sein kann.

Natürlich schaffen diese Arbeit auch motivierte Psychologen, Pädagogen, Therapeuten, Seelsorger, Ärzte oder Pfleger. Wichtig sind in jedem Fall Weiterbildung und Supervision.

Vermutlich werden Lory und Paul jetzt nachhaken (die beiden sind gelegentlich etwas hinterhältig): Was tut ein Sexologe in einem Ministerium? Er arbeitet mit im Team seiner Kollegen (F/M), die alle sehr unterschiedliche Ausbildungen geltend machen, und bringt bei der administrativen Arbeit seine spezifische Kompetenz mit ins Spiel. Ich freue mich sehr, dass meine Chefin zulässt, dass ich mich als Sexologe gelegentlich in der beruflichen Weiterbildung engagieren darf, so z.B. bei OMEGA 90 (Thema: sexuelle und affektive Bedürfnisse am Lebensende. Eine sehr lohnende Aufgabe!) oder beim Master in Gerontologie an der Universität Luxemburg.

Zum guten Schluss: Es gibt inzwischen mehrere Exemplare unserer Zunft im schönen Luxemburg! Wir stehen euch allen gerne zu Diensten! Auch euch, lieber Lory und lieber Paul! (Selbstverständlich nur, falls es dann mal nötig sein sollte!)

Schoos, 15. Mai 2009
Übrigens: internationaler Familientag. Trifft sich gut, oder?

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